Lebensmittelstandards wie beispielsweise der IFS haben das Thema Lebensmittelbetrug bzw. Food Fraud als feste Vorgabe integriert. Dabei sollen die Inverkehrbringer von Lebensmitteln ein System zum Schutz des Verbrauchers vor Betrug oder Verfälschung implementieren. Erinnern Sie sich noch an den Pferdefleischskandal von 2013? Dabei wurden in unterschiedlichen europäischen Ländern Lebensmittel gefunden, die bis zu 100% nicht deklariertes Pferdefleisch enthielten, obwohl sie als Rindfleisch deklariert waren. Die Empörung war verständlicher Weise groß. Schlagzeilen über gefälschte Lebensmittel gibt es viele.
Auch beim nativen Olivenöl tauchen immer wieder Meldungen des Lebensmittelbetrugs auf. Diese Fälle zeigen, dass es Vorgaben zu Food Fraud geben muss.Aber was genau ist unter Lebensmittelbetrug überhaupt zu verstehen? Welche Anforderungen stellt der Gesetzgeber? Und vor allem, wie kann man sich wirksam gegen Lebensmittelbetrug vorgehen und Food Fraud abwehren? Diese und noch weitere Fragen möchten wir Ihnen auf dieser Seite beantworten. Wir möchten Ihnen zudem Anreize zur Vorgehensweise zur Betrugsprävention geben.
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Food Fraud – Was versteht man Lebensmittelbetrug überhaupt?
Ins Deutsche übersetzt heißt Food Fraud, wie es in den Lebensmittelsicherheitsstandards heißt, “Lebensmittelbetrug”. Dabei werden Lebensmittel verfälscht oder falsch deklariert. Ziel ist es, durch unlautere Mittel einen ökologischen Vorteil, wie eine Gewinnmaximierung, zu erzielen. Die European Commission hat 4 Kriterien vorgegeben, die – sobald erfüllt – einen Lebensmittelbetrug bedeuten:
- Verstoß gegen das EU-Lebensmittelrecht
- Absicht
- Täuschung der Kunden
- Erzielung eines wirtschaftlichen Gewinns
Eine Täuschung bzw. Irreführung der Kunden liegt vor, wenn einer der folgende Punkte zutrifft:
- Es ist nicht drin, was drauf steht (wie beim Pferdefleischskandal)
- Das Produkt hält nicht ein, was es verspricht (Werbung, Spezifikation oder Deklaration)
- Es werden unklare oder un- bzw. missverständliche Angaben zum Produkt gemacht
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Was ist der Unterschied zwischen Food Fraud, HACCP und Food Defense?
Die Begriffe HACCP, Food Defense und Food Fraud stehen zwar im engen Zusammenhang, behandeln jedoch alle unterschiedliche Aspekte im Bereich der Lebensmittelsicherheit. Was man unter Food Fraud versteht, haben wir bereits beleuchtet, aber worin unterscheidet es sich von den anderen Begriffen? HACCP steht für Hazard Analysis and Critical Control Point. Übersetzt spricht man von Gefahrenanalyse und kritische Lenkungspunkte. Das Hauptziel ist die Sicherung der Verbrauchergesundheit! Dies wird dadurch erreicht, dass die möglichen und potenzielle Gefahren durch eine unbeabsichtige Kontamination in der Lebensmittelproduktion vermieden werden. Food Defense, hingegen, umfasst vorbeugende Schutzmaßnahmen zur Sicherung von Lebensmitteln bzw. Lebensmittelunternehmen vor möglichen kriminellen Anschlägen, also absichtlicher Kontamination. Dazu gehört z.B. die Möglichkeit der absichtlichen chemischen, biologischen, physikalischen oder radiologischen Lebensmittelkontamination. Zusammenfassend kann also folgendes festgestellt werden:
HACCP
Vermeidung von unbeabsichtigter, zufälliger Kontamination – wissenschaftlich basiert
Food Defense
Vermeidung beabsichtigter Kontamination – ideologisch basiert
Food Fraud
Vermeidung beabsichtigter Manipulation – wirtschaftlich basiert
Welche gesetzlichen Anforderungen bestehen zu Food Fraud?
In verschiedenen Lebensmittelgesetzen sind Anforderungen zum Thema Lebensmittelbetrug zu finden, ob wohl der Begriff Food Fraud als solcher nicht in den Gesetzen auftaucht. Als Beispiel sei hier die europäische Basisverordnung VO (EG) 178/2002 zu nennen. Diese hat sich ein “hohes Schutzniveau für die Gesundheit des Menschen und die Verbraucherinteressen bei Lebensmitteln” zum Ziel gemacht. Forderungen dieser Basisverordnung, die gefälschte Lebensmittel betreffen, ist die Vermeidung von:
- Praktiken, die sich irreführend auf den Konsumenten bzw. Verbraucher auswirken
- Betrug oder Täuschung
- ver- bzw. gefälschte Lebensmittel
Darüber hinaus, findet man auch in der europäischen Lebensmittelinformationsverordnung LMIV VO (EU) 1169/2011 entsprechende Forderungen. So ist in Artikel 7 LMIV festgelegt, dass irreführende Informationen über Lebensmittel strengstens untersagt sind. Zu diesen Informationen zählen:
- Eigenschaften der Lebensmittel (Zusammensetzung, Haltbarkeit, Herkunftsland oder Herstellung)
- Besondere Merkmale der Lebensmittel
- Bildliche Gestaltung, Aussehen oder Bezeichnung
- Eventuelle Wirkung der Lebensmittel
Dabei sind die Informationen über Lebensmittel so bereit zu stellen, dass sie auch tatsächlich auf die Produkte zutreffen und für den Verbraucher klar formuliert und verständlich sind. Kommt es doch zum Lebensmittelbetrug, handelt es sich hierbei um einen Straftatbestand, der nach StGB § 263 Betrug mit einer Freiheitsstrafe von 6 Monaten bis zu 10 Jahren sanktioniert wird.

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Welche Anforderungen der Lebensmittelstandards gibt es zu Food Fraud?
Neben den oben genannten Verordnungen, stellen auch Lebensmittelsicherheitsstandards Anforderungen an den Schutz vor Lebensmittelbetrug. Egal, ob im IFS Food Standard, im BRC Global Standard for Food Safety oder im FSSC 22000 (Food Safety System Certification) – Food Fraud ist spätestens seit dem Pferdefleischskandal in aller Munde.
Food Fraud Anforderungen des IFS Food
Der IFS widmet mit dem Thema ein ganzes Kapitel mit Anforderungen. So muss einerseits für alle Rohmaterialien, Inhaltsstoffe, Verpackungsmaterialien sowie ausgelagerten Prozesse eine Bewertung der Gefährdung des Lebensmittelbetrugs erfolgen. Die Ergebnisse dieser Schwachstellenanalyse sind dabei zu dokumentieren. Auf Basis der Ergebnisse der Food Fraud Schwachstellenanalyse ist zudem ist ein dokumentierter Plan zur Reduzierung der Gefährdung durch Lebensmittelbetrug zu erstellen. Dabei müssen auch Steuerungs- und Überwachungsmaßnahmen festgelegt und umgesetzt werden. Die Bewertung der Schwachstellen ist jährlich zu wiederholen. Erhöht sich jedoch das Risiko wird die Bewertung des Betrugsrisikos direkt geprüft. Auch die Wirksamkeit der Steuerung- und Überwachungsmaßnahmen des Food Fraud Plans ist zu überprüfen. Gegebenenfalls sind die Maßnahmen anzupassen.
Anforderungen des BRC
Die Anforderungen des BRC hinsichtlich gefälschter Lebensmittel beziehen sich zunächst auf das Management von Zulieferern. Gefordert ist die Durchführung einer Risikobewertung für jedes Rohmaterial bzw. jede Rohmaterialgruppe. Weiterhin werden in Kapitel 5.4 Systeme und Verfahren gefordert, die das Risiko des Kaufs gefälschter Rohmaterialen minimieren und legale, richtige sowie verifizierte Produktbeschreibungen gewährleisten.
FSSC 22000 Anforderungen rund um gefälschte Lebensmittel
Auch der FSSC 22000, der in der Lebensmittelindustrie immer mehr an Bedeutung gewinnt, hat in seiner aktuellen Fassung entsprechende Forderungen aufgestellt. So ist gefordert, dass eine Food Fraud Schwachstellenanalyse bzw. Bedrohungsanalyse durchzuführen ist. Für ermittelte Schwachstellen müssen anschließend Kotrollmaßnahmen definiert und durchgeführt werden, um das Risiko zu verringern oder zu beseitigen. Basierend auf der Risikoanalyse und der festgelegten Maßnahmen muss ein “Lebensmittel-Betrugs-Präventionsplan” erstellt und implementiert werden. Dieser muss gesetzliche Vorgaben berücksichtigen.
Grundlage für diese Forderungen des GFSI Guidance Document Version 7.1. Dieses fordert eine dokumentierte Beurteilung der Gefahr des Lebensmittelbetrugs und einen darauf aufbauenden Plan zur Betrugsbekämpfung. Damit Lebensmittelstandards, die nach GFSI anerkannt sind, ihre Anerkennung auch weiterhin behalten, müssen sie entsprechende Anforderungen an den Schutz vor Lebensmittelbetrug stellen.
Dies muss im Rahmen eines Food Fraud Systems umgesetzt werden
Allen Lebensmittelstandards gemein ist die Forderung nach einer Schwachstellen- oder Gefahrenanalyse, um das Risiko des Lebensmittelbetrugs einzuschätzen. Zunächst einmal müssen hierzu aber alle zugelieferten Rohwaren, Zutaten, Verpackungsmaterialien sowie Dienstleistungen erfasst werden. Anschließend erfolgt die Festlegung der Bewertungskriterien. Da das Thema Food Fraud noch recht “jung” ist, gibt es aktuell keine Vorgaben, wie eine solche Analyse auszusehen hat. Aus diesem Grund liegt es bei den Unternehmen selbst, Kriterien und die Art der Durchführung zu definieren. Wenn bei der Bewertung ein erhöhtes Risiko festgestellt wurde, gilt es, entsprechende Maßnahmen zur Risikominimierung festzulegen. Nach Umsetzung der Maßnahmen müssen diesen, ggf. durch eine Analyse, auf ihre Wirksamkeit hin geprüft werden. Bei Bedarf müssen zudem fehlerhafte Produkte gelenkt werden (z.B. Sperrung, Rückweisung oder Vernichtung). Die Durchführung der Schwachstellenanalyse ist mindestens jährlich zu wiederholen. Waren die Maßnahmen tatsächlich wirksam, so sollte sich das gesamte Risiko des Lebensmittelbetrugs verringern.

Fazit – Was bedeutet das nun für Lebensmittelunternehmen?
Anforderungen zum Thema Lebensmittelbetrug gibt es bereits länger, doch wurden diese von Lebensmittelunternehmen häufig nicht umgesetzt geschweige denn beachtet. Mit den neuen Anforderungen der Lebensmittelstandards kommen Betriebe nun aber nicht mehr am Thema vorbei. Die Durchführung einer Food Fraud Gefahrenanalyse und die Ableitung entsprechender Schutzmaßnahmen müssen nun erfolgen, um die Anforderungen der Standards zu erfüllen. Auch Auditoren legen durch die geänderten Forderungen nun vermerkt Augenmerk auf dieses Thema.
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